Wassermühle in Wendhausen
Wassermühle in Wendhausen
Die zum Gut in Wendhausen gehörende Wassermühle wird 1590 erstmals aktenkundig, weil vier Beamte des Amtes Steuerwald das Gut inspizieren und darüber ein Protokoll anfertigen. Die Inspektoren beschuldigen Heinrich von Bortfeldt, Besitzer des Gutes, unrechtmäßig eine neue Mühle gebaut zu haben. Sie begründen dies mit der Feststellung, er besitze kein Mühlenrecht. Diesen Anschuldigungen widerspricht von Bortfeldt. Er gibt zu Protokoll […] das ehr dieselbe Itzo Neuere Mühle auf Itzigen orte gebaurett, […] und dass es zwei alte mühlen stette oben seinem hause gäbe, da hie bevor zwei mühlen gestanden haben. Auch die Wasserführung auf die Mühle beanstanden die Inspektoren. Sie fordern die Niederlegung der Mühle innerhalb von 14 Tagen und drohen bei Nichtbefolgung der Anordnung mit einer Strafe von 2.000 Talern.
Daraufhin wendet sich Heinrich von Bortfeldt umgehend an seinen Landesherrn Bischof Ernst II. von Hildesheim und legt ihm schriftlich seine Sicht zu den Anschuldigungen des Amtes Steuerwald, den Bau einer Mühle betreffend, dar. Er führt an: […] das dieselbige Zue Wenthausen, vor 30 40 50 unnd lenger Jahr gewesen, unnd über die 50 Jahre daselbst gestanden […].Schon Philip von Bortfeldt, sein Onkel, habe bei der Übernahme des Gutes 1559 (mindestens) eine Mühle vorgefunden. Müller und Besitzer der Mühle sei damals Ludecke Berens aus Bettmar gewesen, der die Mühle etliche Jahre zuvor seinem Vorgänger abgekauft habe. Nach dem Tod des Ludecke Berens sei die Mühle durch die Erben desselben an Philip von Bortfeldt übergeben worden. Der habe die Mühle dann abreißen und eine neue bauen lassen sowie das Müllerhaus veräußert. Im Garten des Käufers, Arndt Vogedes, sei es noch zu sehen.
Heinrich von Bortfeldt widerspricht in seinem Schreiben an den Bischof auch der Behauptung der steuerwaldischen Beamten, er besitze kein Mühlenrecht. Über den Ausgang des Streits ist nichts bekannt.
1596 findet sich in den Akten erneut ein Hinweis auf die Mühle. In den Jahren danach, Arndt von Wobersnow hat das Gut in Pfandbesitz, finden sich nur 1612 im Kaufbrief für das Anwesen und 1640 kurze Mitteilungen über die Gutsmühle Wendhausen in den Akten. Das ändert sich auch in den folgenden Jahrzehnten nicht. Die Besitzer wechseln häufig. Vermehrt bewirtschaften Verwalter den adligen Hof. Erst 1700 wird wieder über die Gutsmühle berichtet: In Wenthausen eine Klickmühle mitt einem Gange gehöret bey das Hauß. 50 Jahre später stirbt Caspar Kellner, ein Müller aus Wendhausen, in Wöhle.
Während des Siebenjährigen Krieges (1756 – 1763) muss erstmals 1761 für die Mühle des adlichen Hausesein Taler Mühlenzins gezahlt werden. In den Abgabenlisten des Amtes Steuerwald sind für die Zeit davor keine Angaben zum Mühlenzins für diese Mühle aufgeführt. Sie ist wahrscheinlich zinsfrei gewesen, da sie nur dem Eigenbedarf gedient hat.
Aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts liegen kaum schriftliche Mitteilungen über die Wassermühle in Wendhausen vor. 1823 wird sie als kleine oberschlächtige Mühle bezeichnet. In der zweiten Hälfte jenes Jahrhunderts sind dann wohl erhebliche Veränderungen an der Mühle vorgenommen worden. So läuft der Mühlbach nicht mehr seitlich an ihr vorbei, sondern durch eine Radstube. Das Wasserrad ist dadurch vor Witterungseinflüssen geschützt. Das Mühlenhaus ist wahrscheinlich um- bzw. neugebaut worden und ähnelt jetzt einer Industriemühle. Es erhält zudem um 1900 einen Fachwerkanbau zur Aufnahme einer Stellmacherei. Ist das Wasserrad nun Energielieferant für beide Betriebe? Fest steht, dass sowohl die Stellmacherei als auch die Mühle nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Aufgabe in den späten 40er Jahren des 20. Jahrhunderts durch unterschiedliche Motoren betrieben worden sind.
2005 befreit Hermann Meyer aus Wendhausen die Radstube, auch Radkammer genannt, von Schutt. Seitdem ist die Welle des letzten Mühlrades wieder sichtbar. An der Wand sind noch Schleifspuren des Rades zu erkennen. Nach der Säuberung des Mühlenteiches 2011/2012 fließt zudem wieder Wasser durch die Radstube.
(Aus: Heike Klapprott und Gerda Mayer, Wind- und Wassermühlen in der Gemeinde Schellerten, Mühlengeschichte aus zehn Jahrhunderten, druckerei schwitalla himmelsthür, 2013)