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Ev.-luth. Kirche St. Thomas zu Wendhausen

Ev.-luth. Kirche St. Thomas zu Wendhausen

Im Jahr 1297 erklärt Bischof Siegfried II. von Hildesheim, dass das Kloster Marienrode in Wenthusen eine Kapelle hat bauen lassen. Dieses Zisterzienser­kloster hatte im Laufe des 13. Jahrhunderts einen Groß­teil des Landes in Wendhausen an sich gebracht. Ein Kloster­gut entstand. Den Ordens­zielen entsprechend, zogen die Mönche auch die Seel­sorge an sich. Im Zuge dieser Entwicklung wurden der Regel die orts­ansässigen Bauern von ihren Höfen verdrängt. Dies ist auch Wendhausen anzunehmen.

1310 gibt die bis dahin zuständige Kirche in Dinklar die Seel­sorge in Wendhausen schließlich auch an das Kloster ab. Pfarrer Arnold aus Dinklar erhält eine Entschädigung. Die kirchlichen Sakramente in Wendhausen werden weiterhin von ihm verwaltet. Die Zuständigkeit für die Kapelle hatte er bereits mit deren Bau verloren.

Das Eichenholz für den Dachstuhl des heutigen Kirchenschiffs wurde im Winter 1419 bzw. 1420 geschlagen. Die noch vorhandene Innenausstattung erhielt Kirche einige Jahrhunderte später.

Der barocke Kanzelaltar, so bezeugt die Jahres­zahl am Kanzelkorb, stammt aus dem Jahr 1697 und wird dem Hildesheimer Bild­schnitzer Andreas Bartels zugeschrieben. Über einem steinernen Altar­tisch erhebt sich zwischen zwei drehten Säulen die Kanzel auf einem mit einem Engels­kopf geschmückten Sockel. Rechts und links stehen zwei weibliche Figuren: Ruth, die Ähren­leserin, als Vertreterin des Alten Testaments und Maria mit Kind als die des Neuen Testaments in einer recht ungewöhnlichen Darstellung: Das Kind wendet sich der Mutter zu. Unter dem Schall­deckel schwebt eine Taube – Sinn­bild des Heiligen Geistes. Gekrönt wird der Altar von einem Kruzifix.

Im Chorraum befindet sich an Nord­seite das Patronats­gestühl. Das Patronat liegt noch immer auf dem Gut Wendhausen. Über dem Eingang für die Patronats­herrschaft zeigt ein Bunt­glas­fenster ein Porträt Christi mit der Dornen­krone.

Auf der anderen Seite des Raumes, vor dem Gestühl für Pastor und Kirchen­vorstand, steht der aus alten Grab­steinen gestaltete Tauf­stein mit einem Braunschweiger Silber­taler aus dem Jahr 1624 am Schaft. Er wurde 1951 geweiht. Darüber schwebt ein hölzerner, heute nicht mehr verwendeter Tauf­engel. Er ist, wie auch der Altar, wahrscheinlich eine Arbeit des Bild­schnitzers Andreas Bartels aus Hildesheim und müsste um 1700 entstanden sein. In der Mitte des Ornaments unter der Decke hing einst ein Kronleuchter. Auf der Empore an der gegenüberliegenden Seite steht hinter dem alten barocken Orgel­prospekt seit 1930/31 eine Orgel aus der Orgel­bau­anstalt L. Wetzel in Hannover. Die Klaviatur befindet sich bei diesem Instrument an der Seite und ermöglicht dem Organisten so den Blick auf Pastor und Gemeinde.

Vor der Südwand gab es eine Gruft. Das Gewölbe ist um 1948 eingestürzt. Darin befand sich ein mit Wappen verzierter, hölzerner, bereits stark zerfallener Sarg. Diese Wappen wurden über dem Patronats­gestühl angebracht. Ein ebenfalls gefundenes Kruzifix steht heute in der Leichen­halle in Wendhausen. Die Gruft wurde zugeschüttet und ist nicht mehr zugänglich.

Im Dachreiter hängen zwei Läute­glocken, die 1962 bei Schilling in Heidelberg gegossen wurden. Die Uhr­glocke ist eine Arbeit von Diderich Mente aus dem Jahr 1622 mit der Inschrift:

 

Gelobet sei der Gott Israels von nun an bis in Ewigkeit.

 

 

In einer Nische in der Südwand sehen wir ein Kapitell, das in den 1970er Jahren bei Renovierungs­arbeiten an anderer Stelle in der Kirche gefunden wurde. Dieses Kapitell stammt vermutlich aus dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts. Vier, durch Palmetten­gliederungen verzierte Blätter bilden einen unteren Blatt­kranz. Die Seiten ziert jeweils ein Drei­spross, eingerahmt von den Stegen der zu den Kapitell­ecken aufsteigenden voluten­artigen Blatt­gebilde.

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