Kath. Kreuzkapelle zu Ottbergen
Kath. Kreuzkapelle auf dem Berg bei Ottbergen
Vom Berge her grüßt die Kapelle,
von frommen Männern einst erbaut, ...
Durch eine ca. 1870 gepflanzte Lindenallee führt der Weg zur Kreuzkapelle. Neuanpflanzungen füllen die Lücken, die ein Unwetter 2007 gerissen hat. Zwischen den Bäumen der Allee und um die Kapelle herum stehen 14 Kreuzwegstationen, die im 18. Jahrhundert aufgestellt wurden. Sie sind seit 1962 mit Keramikbildern der Osnabrücker Künstlerin Ruth Landmann versehen. Unter den Darstellungen stehen Texte einer Kreuzwegandacht des Berliner Katholikentages von 1958.
Der Weg zur Kapelle führt auch an der Lourdesgrotte vorbei, die im Jahre 1911 auf Initiative des Hildesheimer Zahnarztes Alexander Schreiber erbaut wurde.
Die Ursprünge der Kapelle und der Kreuzwallfahrt gehen zurück in die Jahre um 1680. Im Volksmund heißt es, dass eines Abends ein Schäfer über dem Berg ein großes leuchtendes Kreuz gesehen habe. In diesen Jahren werden Ottbergen und seine Umgebung von der Pest bedroht. Die Menschen ziehen in ihrer Not zum Ort der Vision und beten um Hilfe. Damit begründen sie die Tradition der Ottberger Wallfahrt.
Um 1700 baut der Ottberger Pfarrer Johannes Erasmus Glunz eine hölzerne Kapelle auf dem Kreuzberg. Im Jahr 1726 lässt der damalige Pfarrer Joseph Dannhausen OSB eine Kirche aus Stein errichten. Dieses Gebäude besteht im Kern noch heute und bildet den Innenraum der Kreuzkapelle.
Da die kleine Kapelle die zahlreichen Pilger nicht aufnehmen kann, wird 1905 eine neuromanische Vorhalle gebaut und ein Altar darin aufgestellt. Links erhält der Vorbau eine Außenkanzel und rechts entsteht ein 25 m hoher Turm. Der Entwurf stammt von Prof. Christoph Hehl aus Hannover. Die Werkzeichnungen fertigt der Ottberger Zimmermeister Johannes Hogreve an. 1944 stürzt ein Teil des Turmes der Kreuzkapelle ein. Dem dadurch erforderlichen Abriss folgte 1948 der Wiederaufbau in der heutigen Form.
Am Fuß des Turmes sehen wir ein Kreuz mit einem geschnitzten Korpus aus dem 18. Jahrhundert. Das Kreuz wurde 2015/16 von der Restauratorin Jutta Knörle, Giesen, überarbeitet. Hierbei wurde die Farbgebung der ursprünglichen Fassung des Corpus wiederhergestellt. Im Turm hängt eine Bronzeglocke, 1936 von der Fa. Otto aus Hemelingen gegossen, die auch heute noch von Hand geläutet wird.
Im Jahr 1980 – zur Feier des 300-jährigen Jubiläums der Kreuzwallfahrt in Ottbergen – wird die Kreuzkapelle renoviert und umgestaltet. Durch das damals neu geschaffene gläserne Portal betritt man den Innenraum der Kapelle. Die Entwürfe für die Inneneinrichtung stammendem Maler und Bildhauer Hanns-Joachim Klug, Hannover. Hervorzuheben ist der Tabernakel aus Bronze, besetzt mit Citrin, sowie der Ambo aus Bronze mit Citringruppen. Beide gefertigt von der Firma Manfred Lage, Hannover.
Im Unterbau des Altares, hergestellt von der Fa. Kernbach aus Nordstemmen, ist ein Reliquienschrein eingearbeitet, in dem sich eine Partikel vom Kreuz Christi befindet. Diese Reliquie ist seit 1836 im Besitz der Kreuzkapelle.
Die Stirnseite hinter dem Altar beherrscht ein im 17. Jahrhundert entstandenes Holzkreuz mit aufgemaltem Korpus. An den Balkenenden sind die Symbole der Evangelisten dargestellt. Links des Altars hängt ein Gemälde von Friedrich Eltermann, Hildesheim. Das 1886 entstandene ehemalige Altarbild stellt die Anbetung des leeren Kreuzes auf dem Golgathahügel dar. Das Bild war nach der Umgestaltung von 1980 in Vergessenheit geraten. Nach erfolgreicher Restauration hängt es seit 2005 wieder in der Kreuzkapelle.
An der rechten Seitenwand sehen wir ein bronzenes Epitaph für den Domkapitular Freiherr von und zu Weichs, einem Gönner der Kapelle. Ein Kreuz im Fußboden markiert die Stelle seiner Gruft.
Die Fenster wurden 1980 von der Firma Garms aus Hildesheim nach einem Entwurf von Josef Nienhaus, Ahaus-Wessum, gefertigt.
In einer Nische der Eingangswand steht eine Pieta aus Holz, ebenfalls von Friedrich Eltermann geschaffen.
Eine Tafel über dem Weihwasserbecken erinnert daran, dass das Weltjugendtagskreuz auf dem Weg zum Weltjugendtag 2005 in Köln in der Kreuzkapelle Station gemacht hat.
Beim Verlassen des Kapellenraumes sollten Sie einen Augenblick verharren und den Blick durch die Vorhalle auf die Lindenallee genießen.
… da hab ich oft in stillen Stunden hinein ins weite Land geschaut