Kath. Kirche St. Nikolaus zu Ottbergen
Kath. Kirche St. Nikolaus zu Ottbergen
In Ottbergen wird erstmals im Jahre 1250 eine Kirche urkundlich erwähnt. In den Wirren des 30-jährigen Krieges zerstören 1633 schwedische Truppen das Dorf und die Kirche.
Der Bau der heutigen Kirche erfolgt um 1720. Das Kirchenschiff wird an das erhalten gebliebene Mauerwerk des mittelalterlichen Turmes angefügt. Der einschiffige Kirchenraum ist 26 m lang, 9,5 m breit und hat eine Höhe von 7,5 m. Der Chorraum ist durch einen Halbkreisbogen vom Langhaus getrennt. Der Anbau einer Sakristei an der Ostseite des Kirchenschiffes erfolgt 1967. Für den heute nicht mehr genutzten Eingang an der Nordseite fertigte Tischlermeister Conrad Wolpers aus Ottbergen 1908 die Tür aus Eichenholz an. Die Zierbänder und Beschläge lieferte Schlossermeister Hermann Voges aus Dingelbe. Im Ziergiebel des Eingangs befindet sich die Figur der hl. Katharina, Nebenpatronin der Kirche.
Aufwendiger als das Seitenportal ist das Hauptportal an der Westseite des Turmes gestaltet. Es wird von einem gesprengten Giebel bekrönt. In der Nische steht eine Figur des Kirchenpatrons, des hl. Nikolaus von Myra. Dieses Portal dient seit der Umgestaltung des Kirchenraumes 1975 als Eingang. Im Inneren des Turmes steht ein aus Sandstein gemeißelter Taufstein, um 1600 entstanden. Die Reliefs zeigen vier biblische Motive und zwei Stifterwappen.
An der linken Rückwand des Kirchenschiffes, etwas versteckt unter dem Aufgang zur Orgelempore, sehen wir eine aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammende Pieta. Sie beeindruckt durch ihre Darstellungsform.
Die an der linken Außenwand des Kirchenschiffes hängende Kreuzigungsgruppe stammt ursprünglich aus der Kreuzkapelle. Nach der Restaurierung wird sie 1952 in die Pfarrkirche übernommen. Zeitlich ist das Relief eines unbekannten Künstlers um 1600 einzuordnen.
In einer Nische derselben Wand befindet sich ein Beichtstuhl. Interessant ist das im Original erhaltene Innere des Beichtstuhles. Die Rückwände sind jeweils mit einem Tafelbild ausgestattet. Über dem Priestersitz sehen wir den gekreuzigten Christus mit der davor knienden Maria Magdalena. Die linke Seite zeigt eine kniende Frau, die in einem Buch liest. Auf der rechten Seite wird Petrus kniend dargestellt. Ein prächtiger Hahn stolziert von links in das Bild. Auf dem Beichtstuhl steht eine aus Lindenholz geschnitzte Figur des hl. Johannes von Nepomuk aus dem 18. Jahrhundert. Der Kreuzweg an der rechten Außenwand des Kirchenschiffes kam 1899 in die Kirche. Die auf Kupferplatten gemalten Bilder stammen von einem Maler Klein aus Düsseldorf.
Die rechts vor dem Altarraum hängende hölzerne Kanzel entstand im 18. Jahrhundert. Unter dem Schalldeckel ist ein Strahlenmotiv, vor dem der Heilige Geist in Gestalt der Taube schwebt. An der Kanzelunterseite sind die Symbole der Evangelisten dargestellt: der Adler für Johannes, der Stier für Lukas und der Löwe für Markus. Der Engel für Matthäus ist nicht mehr vorhanden.
Die Entwürfe für Altarraum und Fenster stammen von Prof. Paul König, Hildesheim. Die Fenster werden ausgeführt von der Hildesheimer Fa. Garms, die Metallarbeiten von Karl Kaufhold aus Hildesheim und Godehard Fleige aus Dinklar. Die links und rechts an der Rückwand des Chores angebrachten Figuren hl. Nikolaus und hl. Katharina stammen aus dem alten Hochaltar, der von Friedrich Eltermann erstellt wurde.
Die Orgel ist 1891 von dem Orgelbaumeister August Schaper, Hildesheim, gebaut worden. Sie wurde 1982 überholt und erweitert durch die Firma Gebr. Hillebrand aus Isernhagen. Diese Firma hat auch im Jahr 2018 eine Generalüberholung der Orgel durchgeführt.
Das Geläut der Ottberger Pfarrkirche besteht aus drei Bronzeglocken, die 1950 von Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher/Westf., gegossen wurden. Sie haben die Tonlagen: E, G und A. In der Laterne des Turmes hängt eine bronzene Stundenglocke aus dem Jahr 1876, gegossen von J. J. Radler in Hildesheim.
Die beiden Turmuhren werden über ein Uhrwerk angetrieben, das 1889/90 von der Firma F. A. Beyes aus Hildesheim geliefert wurde.
❖ Die Nikolaus-Legende von den drei Jungfrauen
Ein vornehmer Mann, der völlig verarmt war, beabsichtigte, seine drei Töchter, die er nicht ebenbürtig verheiraten konnte, der Schande preiszugeben, um daraus seinen und ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Der junge Nikolaus, eben Erbe eines großen Vermögens geworden, hörte davon und warf nachts dreimal einen Beutel voll Geld ins Haus der Verarmten. Jeder Beutel bildete die Mitgift für eine der Töchter und ermöglichte ihre Verheiratung. Das dritte Mal holte der Vater den enteilenden Wohltäter ein und dankte ihm unter Tränen. Aus dieser Legende entspringt die Darstellung mit drei goldenen Kugeln oder Äpfeln.