Grußwort des Bürgermeisters
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
wir leben in weltpolitisch unruhigen Zeiten, wie wir uns dies vor wenigen Jahren hier in Mitteleuropa in dieser dramatischen Form nicht hätten vorstellen wollen. Nach der hoffentlich in ihrer Gefährlichkeit für den Großteil der Bevölkerung überstandenen Corona-Pandemie-Situation müssen wir uns nun mit den Auswirkungen von Kriegen in Europa und dem Nahen Osten sowie Flucht und Vertreibung von Menschen aus Afrika und anderen Teilen der Welt auf unser Gemeinwesen ebenso auseinander setzen wie mit Fachkräftemangel in allen möglichen Berufsfeldern sowie den Folgen der Demografischen Entwicklung und der durch die Inflation getriebenen Auswirkungen auf – nicht nur die kommunalen Haushalte – sondern die Lebenssituation jedes Einzelnen von uns.
In solch bewegtem Umfeld halte ich es daher für wichtig, inne zu halten, um während einiger Tage voller Ruhe und Besinnung auf das Wesentliche unseres Tuns neue Kraft zu schöpfen und nach Möglichkeit Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen. Meine Gedanken bleiben aber bei denjenigen, denen dieses Innehalten nicht vergönnt ist. Mein Dank gilt Allen, die sich haupt- oder ehrenamtlich in der Gemeinde, auf Kreis-, Landes- oder Bundesebene, in Vereinen oder Verbänden, der Feuerwehr, caritativen Organisationen, den Kirchen oder auf andere Weise für unser demokratisches Gemeinwesen und unsere Mitmenschen engagieren.
Die Gemeinde Schellerten feiert im kommenden Jahr ihr 50. Jubiläum. Als durch das Niedersächsische Gesetz zur Verwaltungs- und Gebietsreform die bis dahin selbständigen, ehrenamtlich verwalteten Ortschaften Ahstedt, Bettmar, Dingelbe, Dinklar, Farmsen, Garmissen-Garbolzum, Kemme, Oedelum, Ottbergen, Schellerten, Wendhausen und Wöhle am 1.März 1974 zu einer „Einheitsgemeinde“ mit dem Sitz in Schellerten zusammengeschlossen wurden, waren die Herausforderungen für die damals in der Verantwortung stehenden Männer und (seinerzeit leider noch wenigen) Frauen gewaltig – aber teilweise völlig andere als heute. Weniger als 30 Jahre nach dem Ende des 2.Weltkrieges war die politische Landkarte geprägt durch den kalten Krieg zwischen Ost und West, Deutschland war durch Mauer und Stacheldraht in einen demokratischen Rechtsstaat und eine Diktatur nach sowjetischem Vorbild geteilt; steigende Arbeitslosigkeit und insbesondere die Ölkrise mit der damit verbundenen Rezession und extrem steigenden Preisen für Lebenshaltung und Energie wurden von den Menschen des Jahres 1974 ebenso dramatisch wahrgenommen wie politische Veränderungen oder der auch das Leben in Deutschland gefährdende Terrorismus von den Anschlägen bei den olympischen Spielen 1972 bis zum „Deutschen Herbst“ des Jahres 1977.
Gleichberechtigung und Minderheitenschutz steckte noch in den Kinderschuhen, Umwelt- und Naturschutz waren bei vielen – kleinen wie großen - Infrastrukturmaßnahmen Fremdworte, die uns heute beschäftigende Sorge um einen nachhaltigen und sparsamen Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten und eine auch für das Wohl künftiger Generationen verantwortbare Sicherung unseres Energiebedarfs hatten einen völlig anderen Stellenwert in der politischen und wirtschaftlichen Agenda.
Dass es gelungen ist, das Projekt „Gemeinde Schellerten“ mit Ihren rd. 8.000 Einwohnenden über ein halbes Jahrhundert mit den unterschiedlichsten Herausforderungen stabil zum Wohle der Bevölkerung zum Erfolg zu führen, ist vielen mutigen und vorausschauenden Entscheidungen der verantwortungstragenden Personen in Rat und Verwaltung in all diesen Jahren, aber auch Wegbegleitern der Gemeinde etwa in der Partnerschaft zum Amt Niemegk seit den 1990er Jahren oder der Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn und Freunden zu verdanken.
Auch im jetzt zu Ende gehenden Jahr 2023 konnten eine Reihe wichtiger Vorhaben und Projekte im Interesse der Bürgerinnen und Bürger begonnen, fortgesetzt oder abgeschlossen werden. Der freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde Schellerten konnte mit neuen Fahrzeugen für die Stützpunktfeuerwehr in Schellerten und die Ortsfeuerwehr in Oedelum notwendige, auf viele Jahre zukunftsgerichtete Technik zur Rettung von Menschenleben und Sachwerten übergeben werden. Die Sicherstellung des Brandschutzes war und ist eine elementare Aufgabe der örtlichen Gemeinschaft, der wir uns auch weiterhin stellen werden. Mit der Erweiterung der Kindertagesstätte in Schellerten und den Entscheidungen des Gemeinderates für den Bau einer neuen, fünfgruppigen Einrichtung in Dinklar stellt die Gemeinde die mit dem Neubau des Kindergartens in Dingelbe und der Einrichtung einer zusätzlichen Großtagespflege in Schellerten in den vergangenen Jahren begonnene Weichenstellung zur Sicherung einer kindgerechten Tagesbetreuung sicher. Der mit Schuljahresbegin 2026/27 anlaufende Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulbereich wird auch für die Gemeinde erhebliche zusätzliche Kraftanstrengungen in den nächsten Jahren erfordern, denen sich die Verantwortungstragenden gerne stellen.
Auch die Energiewende und Ihre Auswirkungen wird uns hier in der Gemeinde Schellerten in den kommenden Jahren weiterhin in erheblichem Maße berühren. Für Rat und Verwaltung ist klar, dass durch die in diesem Bereich bereits erfolgten und noch folgenden gesetzlichen Neuregelungen durch Bund und Land z.B. mittelfristig weitere Windenergieanlagen im Gemeindegebiet errichtet werden dürften; hier ist eine aktive Begleitung und Steuerung der durch die Investoren, aber auch den Landkreis Hildesheim in seinem regionalen Raumordnungsprogramm prospektierten Flächenziele, Leitlinie unseres Handelns im Interesse der Einwohnerschaft unserer Ortschaften.
Daneben hat die Gemeinde Investitionen in den Bereichen Straßenerneuerung, Abwasserbeseitigung, Digitalisierung und vielen Anderen vorangebracht. Ich denke hier an die Begleitung des Ausbaus der Ortsdurchfahrt in Oedelum ebenso wie etwa das Programm zum behindertengerechten Umbau der Bushaltestellen. Die Förderung des ÖPNV, etwa durch Erweiterung der Anruflinientaxistrecken oder die Forderung, endlich einen Bahnhaltepunkt in der Gemeinde Schellerten zu realisieren, sind wichtige Anliegen. Die ärztliche Versorgung, bei der sich die Gemeinde durch Gründung eines MVZ in der Ortschaft Schellerten engagiert, darf dabei nicht wie leider in der Vergangenheit von unternehmerischen Entscheidungen einzelner Arztsitzinhabender für oder gegen einen Standort mit seinen Menschen abhängig sein.
Für das kommende Jahr steht die Gemeinde ebenfalls wieder vor besonderen Herausforderungen. Mit dem in den letzten Tagen vor Weihnachten verabschiedeten Haushalt 2024 wird – angesichts erheblicher Kostensteigerungen und notwendiger weiterer Investitionsmaßnahmen in allen Bereichen – ein Defizit in niemals gekannter Höhe zu weiteren Sparmaßnahmen zwingen. Ziel der Beratungen auch der im Rat vertretenen Fraktionen war es dabei, Steuererhöhungen für die Einwohnenden zu begrenzen, um die Belastungsgrenze nicht noch weiter nach oben zu schrauben.
Im Juni 2024 wird ein neues europäisches Parlament gewählt werden, wahlberechtigt sind erstmals bei dieser Wahl – wie bisher nur bei den Kommunalwahlen – junge Menschen ab Vollendung des 16. Lebensjahres. Ich bitte Sie, gehen Sie zur Wahl und bringen Sie sich aktiv – gern auch in der Wahlorganisation etwa durch Mitarbeit in den Wahlvorständen – ein, damit wir auch in Zukunft selbstbestimmt und demokratisch leben.
Ihnen allen, Ihren Familien und Freunden wünsche ich an dieser Stelle friedliche und besinnliche Weihnachtstage sowie einen guten Start, viel Kraft, Engagement und Freude bei all Ihrem Wirken im kommenden Jahr 2024.
Ihr
Fabian von Berg
Bürgermeister