Ev.-luth. Kirche zu Oedelum
Ev.-luth. Kirche zu Oedelum
Lange ein zweigeteiltes Gotteshaus
Auf einer leichten Anhöhe erhebt sich in der Mitte des Dorfes die aus Bruchsteinen erbaute Kirche, die in Teilen wohl sehr alt ist. Ihren Namen, das Patrozinium, hat sie im Laufe der Zeit verloren. Das Patronat kann aber bis 1125 zurückverfolgt werden. In jenem Jahr übertrug Bischof Berthold I. von Hildesheim sein Patronat über die Kirche in Oedelum dem Moritzstift vor Hildesheim. 1258 gelangte es durch Verkauf an das Kloster Loccum, das 1260 durch eine Abfindung des örtlichen Pfarrers auch die Pfarrstelle an sich brachte. Sie ist seither nie wieder besetzt worden. Oedelum wird bis heute von auswärtigen Pastoren betreut.
Wenden wir uns nun der Kirche zu, für deren Erhalt über Jahrhunderte im mittleren Teil die Gemeinde und für Chor und Apsis die gutsherrliche Familie von König zuständig war. Für den Turm, die Glocken und die Turmuhr trugen beide Seiten die Verantwortung. Zudem hatte das Kloster Loccum bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts noch das Patronat und daher ein Mitspracherecht bei allem, was die Kirche betraf. Durch diese Situation ergaben sich immer wieder große Bauschäden.
Ein Hildesheimer Maurermeister, der im Auftrag des Konsistoriums – der evangelischen Kirchenbehörde im Fürstbistum Hildesheim – 1742 ein Gutachten über die Kirche verfasste, schildert darin die vorhandenen Schäden sehr ausführlich. Er schreibt, das Mauerwerk sei so marode, dass Einsturzgefahr bestehe. Die Beseitigung der Schäden zog sich sehr lange hin. Ob der Schlussstein über der Eingangstür mit der Jahreszahl 1747 am Beginn oder erst am Ende der Sanierung der Kirche gesetzt wurde, ist nicht mehr eindeutig festzustellen. Chor und Apsis, 1742 schon vorhanden, ließ die Familie von König dann 1774 von Grund auf erneuern. Die Innenausstattung der Kirche war sehr einfach. In einem Inventarverzeichnis von 1802 ist zu lesen: Es fehlt der Altar, denn statt dessen ist nur ein Tisch und die alte Kanzel stehet an der Seite.
Zwischen Mai 1869 und Mai 1870 wurde die Kirche gründlich restauriert und umgestaltet, die vorhandene Innenausstattung, mit Ausnahme der aus der Renaissancezeit stammenden Kanzel, meistbietend verkauft.
Unter der Bauleitung des Hildesheimer Architekten H. Tochtermann kamen dann Altar, Altarleuchter, Taufe und Orgelempore – gearbeitet von Tischlermeister F. J. Reupke aus Hildesheim – neu in die Kirche. F. J. Reupke restaurierte auch die ziemlich vom Wurmfraß zerstörte Kanzel. Die Figuren für den Altar – Maria, Johannes, Gott den Vater, Jesus den Auferstandenen und vier Engel – schnitzte der Münsteraner Bildhauer Franz Arnold Ewertz. Gott der Vater und zwei Engel sind nicht mehr vorhanden. Auf einem Bild aus den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts sind sie noch zu sehen.
Das Kruzifix im Altar ist ein Werk des Architekten Hantelmann aus Hildesheim. Die Orgel baute der Hildesheimer Orgelbauer Heinrich Schaper. Sie kam im Herbst 1870 in diese Kirche und steht heute, im ursprünglichen Zustand erhalten, unter Denkmalschutz. Die Bänke wurden in der Tischlerei Stanze in Hoheneggelsen gefertigt.
Da Tischlermeister und Bildhauer ihre Arbeiten dem Renaissancestil der Kanzel anpassten, entstand ein harmonisches Miteinander aller Ausstattungsstücke im Stil der Neorenaissance, einer Form des Historismus.
Die Kanzel, in Teilen eine Arbeit aus der Zeit um 1600, weist einige Besonderheiten auf. Neben den vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes und ihren Symbolen ist links unterhalb des Kanzelkorbes ein gehörnter Mose und an der Wandseite ein Engelkopf mit Hut zu sehen. Über die Herkunft der Schnitzarbeiten ist nichts bekannt.
Die Deckengemälde zeigen Geburt, Auferstehung und Himmelfahrt Christi. Sie sind laut eines Gutachtens von Fritz Herzig, erstellt 1969, dem ausgehenden 18. Jahrhundert zuzurechnen.
Die Decke des Chorraumes schmückt ein goldenes Dreieck, Symbol für die Dreifaltigkeit, mit dem Allsehenden Auge Gottes in der Mitte, umgeben von einem Strahlenkranz. Es ist Ausdruck für die Weisheit in der Dreifaltigkeit. Dieses Symbol ist in keiner anderen Kirche der Gemeinde zu finden.
Der Turm der Kirche, in dessen Glockenstube zwei um 1950 gegossene Glocken hängen, hat im Laufe der Jahrhunderte viele Umbauten erfahren. Seine heutige Form bekam er 1927.