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Das letzte Gefecht - Der Militärhistoriker Karl-Heinz Heineke illustriert das Ende des Zweiten Weltkriegs in Bettmar

Die Heimatpfleger Heike Klapprott, Hans Georg Schrader und Gerda Mayer sichten das vom Zeitzeugen Heinz Günter Heine, Bettmar zur Verfügung gestellte Material über das Kriegsende 1945 in den Ortschaften der heutigen Gemeinde Schellerten. Foto (c) Mierzowsky
Die Heimatpfleger Heike Klapprott, Hans Georg Schrader und Gerda Mayer sichten das vom Zeitzeugen Heinz Günter Heine, Bettmar zur Verfügung gestellte Material über das Kriegsende 1945 in den Ortschaften der heutigen Gemeinde Schellerten. Foto (c) Mierzowsky
(Schellerten/sky) Die Heimatpfleger Heike Klapprott, Hans Georg Schrader und Gerda Mayer sichten das vom Zeitzeugen Heinz Günter Heine aus Bettmar zur Verfügung gestellte Material über das Kriegsende 1945 in den Ortschaften der heutigen Gemeinde Schellerten. 

Wenn am Donnerstag, 08. Mai, der Militärhistoriker Karl-Heinz Heineke in Ottbergen das Ende des Zweiten Weltkrieges in der Region rund um Bettmar illustriert, wird jemand dabei sein, der es selbst erlebt hat. Als 16-Jähriger sollte Heinz Günter Heine noch im April 1945 an die Front geschickt werden. Eine Front, die bereits direkt auf ihn zurollte. Einen Tag vor der Befreiung durch die Amerikaner, am 8. April, musste er nach Hildesheim zum Anmustern aufbrechen. „Ich traf dort aber nur noch auf Trümmer“, erzählt er: „Für mich war der Krieg damit vorbei.“

Noch nicht ganz, denn wie etliche Zeitzeugen, unter anderem Frank Coers, die letzten Tage des Nazi-Regimes in Bettmar schildern, gab es noch ein heftiges Feuergefecht, auf das Heineke in seinem Vortrag sicherlich auch eingehen wird. Denn er hat Luftaufnahmen im Gepäck, die die Ereignisse am 9. April nachzeichnen sollen.

Ein Tag, der um 7 Uhr morgens mit der Erstkommunionsfeier beginnen sollte. Die ist verschoben worden, weil die Bettmarer den Sonntag zuvor bereits mit den Amerikanern gerechnet hatten. Doch die ließen bei ihrem Vormarsch Richtung Elbe noch auf sich warten. Vorsichtshalber hatten etliche Dorfbewohner schon weiße Fahnen aus dem Fenster hängen, auch am Kirchturm flatterte die Symbolfarbe der Kapitulation.

Doch statt der Amerikaner tauchten plötzlich 25 SS-Männer und Soldaten auf, die auf dem Rückzug von der Flieger-Bildschule in Hildesheim nach Bettmar kamen, um sich dort zu verschanzen. Ihre wahnwitzige Idee: die Amerikaner aufhalten und damit das Leben der Dorfbevölkerung aufs Spiel zu setzen. Unverzüglich sollten die weißen Flaggen verschwinden, drohte der befehlshabende Unteroffizier mit Erschießung.

Die deutschen Soldaten verschanzten sich vor und im Dorf, um die anrückenden Amerikaner zu stoppen. Eine Panzerfaust traf den ersten der heranrückenden Kettenfahrzeuge, woraufhin der Konvoi nach rechts und links auf die Felder auswich und seinerseits das Feuer eröffnete, erzählt Heine, der zu dem Zeitpunkt auf dem elterlichen Hof weilte.

Dorthin flüchtete schließlich der SS-Unteroffizier, beim Sprung über den Zaun wurde der angeschossen und dingfest gemacht. „Ein amerikanischer Soldat hat ihn bewacht und dabei eine Stunde lang Mundharmonika gespielt“, schildert Heine aus seiner Erinnerung. Die Ledertasche des Gefangenen hat er an sich genommen und behalten. Dort drinnen fand er auch eine deutsche Militärkarte.

„So ein Fundstück ist eher selten“, sagt Schellertens Gemeindeheimatpflegerin Gerda Mayer, die Heineke mit ihrem Team zusammen nach Ottbergen eingeladen hat. „Es wird spannend werden, weil er uns Informationen geben wird, die wir noch nicht kennen, er aber auch von Zeitzeugen noch ergänzende Hinweise einsammeln kann.“

Der Krieg war am 9. April für Bettmar beendet – vier Wochen vor der offiziellen Kapitulation. Sein Grauen aber noch nicht, erzählt Gerda Mayer. Am 17. April spielten Kinder mit einer Eierhandgranate auf einem Hof im Dorf. Mit tödlicher Folge: Johannes Müller starb bei der Explosion, sein Cousin, der aus Dortmund in Bettmar weilte, um den Schrecken des Krieges zu entgehen, starb bald danach an seinen schweren Verletzungen.

„Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den Ereignissen jener Tage“, sagt Gerda Mayer. Mit Heinekes Hilfe soll nun noch einmal Licht in das Dunkel der Geschichte geworfen werden. Wie groß das Interesse daran ist, hat sich erst jüngst wieder in Hotteln bei einem weiteren Vortrag des Militärhistorikers gezeigt.

Der Vortrag von Karl-Heinz Heineke über die letzten Tage vor dem Kriegesende beginnt am Donnerstag, 8. Mai 2014, um 19 Uhr in der Richard-von-Weizsäcker-Schule in Ottbergen. Der Eintritt ist frei.

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(geänderter) Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors (Norbert Mierzowsky/Hildesheimer Allgemeine Zeitung)

 

06.05.2014 
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