Drei kaputte Tassen zur Einweihung
Dann können Besucher zum Beispiel in den Rechnungen des Kirchenbaus blättern, die Ortsheimatpflegerin Heike Klapprott entdeckt und in mühevoller Kleinarbeit aus der alten Schrift „übersetzt“ hat. Sie lieferten große Erkenntnisse und kleine Details. Große Bedeutung hat für Schellerten zum Beispiel, dass nun eine Ahnung bestätigt wurde: Der Hildesheimer Barockmaler Joseph Gregor Winck malte die Deckenfresken. Das lag bisher nur durch einen Vergleich mit anderen Kirchen nahe, in denen er tätig gewesen war. Die Rechnungen aus der Bauzeit von 1766 bis 1771 lieferten den Beweis.
Schmunzeln musste Heike Klapprott an mancher Stelle – zum Beispiel wegen der „Zutaten“ der Einweihungsfeier. Für die wurden nicht nur zwei Pfund Edamer Käse, ein Viertelpfund Sardellen und viele andere Köstlichkeiten für die Menschen sowie jede Menge Hafer für die Pferde des mitfeiernden Kanzlers geordert.
Es gab auch eine unvorhergesehene Extra-Ausgabe: Drei Tassen, geliehen vom Herrn von Garmissen, gingen bei der offenbar recht lebhaften Feier zu Bruch. Sie mussten erst ersetzt werden, später konnte der Pastor diesen Posten aber wieder streichen – denn der Herr von Garmissen schenkte der Gemeinde kurzerhand die kaputten Tassen.
Vieles von der Schellerter Kirchengeschichte lag im Dunkeln. Alle Aufzeichnungen waren 1783 beim Brand des Pfarrhauses in Flammen aufgegangen. Dann stieß Heike Klapprott im Staatsarchiv von Hannover auf die alten Unterlagen.
Sie recherchierte für das kürzlich veröffentlichte Buch über alle 13 Kirchen in der Gemeinde Schellerten, das sie mit drei anderen Autoren schrieb. Der Bestand des Archivs war gerade neu erfasst und digitalisiert worden.
„Erst durfte ich gar nicht in die Rechnungen hineinschauen“, berichtet die Ortsheimatpflegerin. Denn die Papiere waren völlig vergilbt und verschimmelt – Gefahr für die Gesundheit drohte. Doch sie blieb hartnäckig, durfte die Akten wälzen – und hat es überlebt.
Die Ausstellung zur Geschichte der Schellerter Kirche ist vom kommenden Sonnabend, 13. November, bis Dienstag, 16. November, jeweils von 12 bis 18 Uhr im Gemeindesaal neben der Kirche zu besichtigen.
(Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung/ Thomas Wedig)
Ortsheimatpflegerin Heike Klapprott hat für eine Ausstellung Spannendes über die Kirche und den Friedhof zusammengetragen. Foto: Wedig