Staunen über den Tasten-Artisten - International gefragter Organist Roland Maria Stangier sorgt in Schellerten für große Begeisterung
(Schellerten/hs) Der krönende Abschluss des siebten Entdeckertages der Gemeinden Holle, Schellerten und Söhlde war ein außergewöhnliches Orgelkonzert in derSchellerter Kirche. Professor Roland Maria Stangier von der Folkwang-Universität in Essen hat schon auf der ganzen Welt gespielt – nun ließ er eine Stunde lang, passend zur historischen Barockorgel, in Schellerten Musik aus der Barockzeit erklingen.
Während sich die Kirche langsam füllte, saß Stangier bereits auf der Empore und bereitete sich mental auf das Gastspiel vor. Für den Hildesheimer war das Umfeld in Schellerten nicht neu. Vor einigen Jahren hatte er schon einmal ein Orgelkonzert für Kinder im Programm der Musikschule gegeben. Doch diesmal lag die Messlatte ganz hoch: Als Thema wählte er Stücke von Komponisten zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert und nannte es schlicht „Von Bach. Nach Bach. Um Bach. Über Bach – Europäische Impressionen“.
Pastor Detlef Albrecht war nicht nur wegen das vollen Gotteshauses sichtlich erfreut, sondern auch über den Besuch des honorierten Titularorganisten der Essener Kreuzeskirche, der „seine Kunst in unserer Kirche erlebbar macht“. Unter anderem standen Werke von Händel, Bach und Vivaldi auf dem Programm. Als die letzten Töne verklungen waren, erhob sich das begeisterte Publikum von den Stühlen, blickte nach oben und klatschte minutenlang euphorisch. Den Beifall empfing der lächelnde Künstler stehend vor der Instrumentenwand.
„Ich danke Ihnen für den Schlussapplaus“, sagte er, „ich werte es mal so, dass ich nicht aufhören soll. Ich hoffe und ünsche, dass Sie mir nun noch 15 Minuten einräumen, meinen Gedankengängen zu folgen.“ Als Sahnehäubchen spielte Stangier dann eine Improvisation über ein vor dem Konzert gegebenes Thema, das er kurz vorher einstudiert hatte. Und zwar nach dem Wochenspruch aus Psalm 103, „Lobe den Herrn, meine Seele“. Dieses Motto setzte Pastor Albrecht in Bezug auf das Altarbild der Auferstehung. Als Zugabe folgte noch das Paul-Gerhardt-Lied „Geh aus mein Herz und suche Freud“.
Etliche Besucher standen noch einige Zeit in der Kirche zusammen und waren meist so sehr beeindruckt, dass sie kaum Worte über den künstlerischen Wert des Konzerts fanden. Renate Mumme, die fast ein halbes Jahrhundert Organistin ist und die Schellerter Kirchenorgel spielt, kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Ich werde wohl noch lange brauchen, um zu verstehen, was man mit dem Instrument alles machen kann. Mein Können besteht eher darin, Ton an Ton aneinanderzureihen“, sagte sie. Auch Holles Kulturpfleger Martin Ganzkow, der fast mit dem kompletten Arbeitskreis „Kultur und Geschichte“ in der Kirche war, zeigte sich tief bewegt.
Konkreter wurde der Musikpädagoge Roman Schliep, der die Dinklarer Sängervereinigung leitet. „Das ist hochkarätig und abwechslungsreich gewesen. Stangier hat alle Möglichkeiten der Klangfarben und Klangfülle der Orgel genutzt, das war einfach klasse“, schwärmte er. Auch die Improvisationen überzeugten Schliep. Das kommt nicht von ungefähr, denn der Organist hat gerade in dieser Fakultät eine Professur und ist Initiator eines internationalen Improvisationswettbewerbs in Hamburg.
Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors (Helmut Schlittenbauer/Hildesheimer Allgemeine Zeitung)