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Grabwand der Geschwister Müller in Schellerten

Kindergrab in Schellerten

Am Hauptweg zur Schellerter St. Petri Kirche kniet auf einer Grabwand ein betender Engel. Die vier hier bestatteten Kinder der Familie des Gemeindevorstehers Hermann Heinrich Müller und seiner Ehefrau Friederike Eleonore Juliane Sophie geb. Gremmel

Alma (2), Dora (4), Hermann (6) und Emma (7)

starben um Weihnachten 1874 an Diphtherie. In der Schellerter Schulchronik schreibt der Lehrer Feise über die Ereignisse dieser Zeit:

 

[...] Es trat nämlich im Winter 1873/74 in Schellerten die Diphteritis in erschreckender Weise auf. In kurzer Zeit wurden so viele Kinder von der tückischen Krankheit erfasst, daß die Schule vorläufig auf sechs Wochen und später, [...] noch einmal auf vier Wochen mußte geschlossen werden. Die böse Krankheit raffte so viele Opfer hin, daß fast täglich Beerdigungen stattfinden mußten. In manchen Familien starben oft in wenig Tagen drei, vier, fünf Kinder an der entsetzlichen Krankheit.

War es nun schon schlimm genug, daß die Schule in einem Winter zehn Wochen lang mußte geschlossen werden, so wirkte die Niedergeschlagenheit, die sich des ganzen Ortes bemächtigt hatte, noch weit nachtheiliger auf die Schule. [...] Zwar hörte die Krankheit im Sommer 1874 auf zu wüthen, allein im darauffolgenden Winter trat sie mit erneuter Heftigkeit auf und wieder forderte sie zahlreiche Opfer und wieder mußte die Schule sechs Wochen lang geschlossen werden. [...] Gegen Neujahr 1875 gab die Krankheit an Heftigkeit nach und alles athmete auf, allein im Februar desselben Jahres trat sie stärker denn je zuvor auf und da nun auch meine Kinder von der bösen Krankheit erfaßt wurden, so mußte die Schule abermals auf sechs Wochen geschlossen werden. Endlich mit einbrechendem Frühlinge verlor sich die Krankheit wieder [...]

Im Winter 1875/76 trat die Diphteritis zum dritten Male in Schellerten auf. Zwar war die Krankheit diesmal weniger heftig, allein ihrethalben mußte die Schule noch einmal vier Wochen geschlossen werden. [...]

 

Soweit der Lehrer Feise.

Diese Ereignisse sind den Schellertern lange Zeit in Erinnerung geblieben und über die Generationen weitergegeben worden.

Die Grabwand ist von zwei Seiten beschriftet. Auf der nach Osten zeigenden Vorderseite ist zu lesen:

 

Hier ruht in Gott

Alma Müller

geb. 15. August 1872

gest. 27. December 1874

 

Hier ruht in Gott

Dora Müller

geb. 7. October 1870

gest. 26. December 1874

 

Ev. Eur. 18.16.

Lasset die Kindlein zu mir kommen

und wehret ihnen nicht:

denn solcher ist das Reich Gottes.

 

Hier ruht in Gott

Herm. Müller

geb. 12. December 1868

gest. 25. December 1874

 

Hier ruht in Gott

Emma Müller

geb. 17. April 1867

gest. 12. December 1874

 

Auf der Westseite findet sich der Text:

 

Wenn kleine Himmelserben

in ihrer Unschuld sterben,

so werden sie dort oben

vom Vater aufgehoben.

 

Das Areal von einem Zaun umschlossen. Dieser Zaun ist eine deutliche Abgrenzung zu den Nachbargräbern. Man schuf damit einen eigenen kleinen Friedhof. Auf alten Fotografien ist zu sehen, dass früher viele Gräber umzäunt waren. Die Zäune haben sich aber bis auf eine Ausnahme (Eheleute Leinemann an der nordwestlichen Turmecke) nicht erhalten.

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